EIN TAG IN DER JVA FREIBURG

🔴 Von Uwe F. Foto von lauragrafie.

Kurz vor 5:00 Uhr geht mein Radiowecker an und weckt mich mit den Klängen von SWR4. TV an und gleichzeitig wird der Wasserkocher angeschalten, Zähneputzen und Morgenhygiene, wach ist man gleich denn am Hahn gibt’s nur kaltes Wasser. Der Kaffee ist fertig, die erste Zigarette raucht und die Nachrichten laufen im TV. Sitze am Tisch und stopfe die Ziggis für den Tag. Ziehe mich an, mache noch das Bett, rauche noch eine und warte bis 6:00 Uhr. Die Tür geht auf, die Lebendkontrolle findet statt und dann geht’s zur Arbeit. Den Flur entlang, die Treppe runter durch die Küche und dann werde ich bis zur Beamtenkantine begleitet. Ich arbeite als erster Koch in der Beamtenkantine, mir ist noch ein Helfer zugeteilt der gegen 7:00 Uhr dazu kommt. Meine Arbeit ist das Aufbacken der Brötchen und des Laugengebäcks. Ab 9:00 Uhr richte ich dann das warme Frühstück, es gibt täglich ein bis zwei warme Gerichte, Pizza, Flammenkuchen, Currywurst, Schnitzel, Jägertoast, Strammer Max, habe mal so eine kleine Auswahl aufgezählt damit ihr euch überhaupt vorstellen könnt was ich da so mache. Um 8:00 Uhr kommt dann die Kantinencheffin und der Verkauf beginnt.
Frühstück gibt’s dann bis 10:00 Uhr und da verlässt uns auch unsere Cheffin. Es wird geputzt und für das Mittagessen gerichtet. Nun habe ich auch Zeit um eine zu rauchen. Um 11:00 Uhr wird das Essen für den Mittag von der knasteigenen Küche angeliefert. Nun gibt’s von 11:00 Uhr bis 13:15 Uhr Mittagessen. In dieser Zeit habe auch ich meine Mittagspause, je nach dem was es zum Essen gibt es der Andrang groß oder klein. Nach dem Essen wird geputzt und vorgerichtet für den nächsten Tag.

Gegen 14:00 Uhr ist dann Feierabend. Werden dann abgeholt und gehen zurück auf unser Stockwerk. Der Rest vom Tag ist Freizeit, zuerst schaue ich im Büro nach Post, danach telefoniere ich, gehe duschen, und ganz oft mache ich einen kleinen Mittagsschlaf. Um 15:30 Uhr ist Hofgang eine Stunde und um 17:10 Uhr gibt’s Abendbrot und gleichzeitig ist Einschluss. Zwei bis drei Mal die Woche gibt’s noch eine Stunde Abendfreizeit. Dieser Arbeitsplatz in der Beamtenkantine ist denk einmalig in ganz Deutschland, es mag viele Kantinen geben, aber ohne aufsicht in Eigenverantwortung das ist einmalig, wir haben ein Telefon, Bargeld und stehen nicht unter Aufsicht und das macht es einmalig, ein Arbeitsplatz fast so wie draußen wenn nicht die Gitter am Fenster wären. Und natürlich ist der Lohn auch nicht so wie draußen. Zwei Euro die Stunde, plus Leistungsauflage von 30% ergibt am Monatsende knapp 500 €. Ich finde das zu wenig bei einer 6-Tage Woche. Nun ist ja der BGH daran die Lohnstruktur in den JVA’s zu überprüfen, für mich hoffe ich, dass es den Mindestlohn gibt, nicht dass ich mehr Geld für mich zur Verfügung habe sondern dass ich auch was in die Rentenkasse einzahlen kann.
Für die Arbeitslosenversicherung werden Beiträge abgezogen warum nicht auch für die Rente?

Alles was ich bis jetzt beschrieb bezieht sich auf meine Person und meinen Arbeitsplatz, andere Gefangene haben nicht die Freiheiten wo ich genieße, geschweigedenn einen Lohn. Es ist hier wie draußen, machste was haste was, machste nichts, haste nichts.
Ist der Arbeitstag vorbei, pflege ich auch meine Freunschaften, was ganz wichtiges für mich, das Schreiben, da vergesse ich wo ich bin, schalte ab und versinke ganz tief in den Briefen. Es sei noch was zum Lohn gesagt, die 500 € stehen mir nicht zur freien Verfügung. Der Lohn wird gesiebtelt, 4/7 werden genutzt um das sogenannte Ü-Geld zu bilden, Ü-Geld ist für die erste Zeit nach der Entlassung gedacht, es beträgt etwas mehr als 2000 € für Miete, Kaution für die Wohnung, Möbel, Essen, wer das berechnet hat ist auch nicht von dieser Welt. 3/7 bleiben mir, also um die 200 € für meine Bedürfnisse. Ist das Ü-Geld voll wird das Geld gepfändet wenn man Pfändungen hat und das haben die meisten hier, alleine die Gerichtskosten wo man zahlen muss machen einen zum Schuldner.

Eigentlich wollte ich als ersten Beitrag ein Tag in der JVA beschreiben, bin aber immer wieder abgeschweift, habe so viel zum erzählen und es brodelt in mir, endlich habe ich eine Plattform gefunden um alles niederschreiben zu können. Wenn ihr Fragen an mich habt dürft ihr mir diese gerne stellen.
Das wars für heute, bis bald, euer Uwe.


One thought on “EIN TAG IN DER JVA FREIBURG

  1. Hallo Uwe,

    danke für deinen Bericht. Er ist sehr schön zu lesen.
    Wünsche dir noch eine baldige Entlassung, und dass wir uns bald sehen.

    Gruß, Maik

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