🔴 Von Andy R. Foto von lauragrafie.
Verdunstung
Dunkelheit kriecht mir ins Herz.
Die Erinnerungen aus Kindertagen, sie verlassen mich.
Die Verdunstung des Inneren und der Identität, beginnt unaufhaltsam.
Anders
Sie ist karg.
Kühl.
Mauer.
Wird nachts zum Albtraum.
Am Tag steht sie und schweigt.
Sie ist karg.
Kühl.
Beton.
Stacheldraht.
In der Dunkelheit hörst du Tränen.
Der Wahnsinn macht mich anders.
Nur noch einmal
Nur noch einmal will ich dich sehen.
Nur noch einmal will ich deinen Atem spüren.
Nur noch einmal will ich dein Licht erkennen.
Nur noch einmal will ich deinen Himmel erkunden.
Nur noch einmal möchte ich durch dich komplett sein.
Dieser Moment soll lebenslänglich währen.
Schrei in die Gesellschaft
Vorsicht!
Ihr Staatsbürger und modernen Untertanen, es ist soweit.
Sie ist da. Eine der größten Gefahren!
Ein Straftäter wird aus dem Gefängnis entlassen.
Legt los — mit eurer Hetze, doch vergesst nicht selbst eure Taten!
Denn nur eure Scheuklappen, haben die Erinnerung daran begraben!
Allein
Hass und Neid gibt es viel zu viel an diesem und jenem dunklen euch nicht bekannten Ort.
Man spürt in sich das Leid und hofft, es geht bald fort.
Wenn man für seine Freiheit kämpft und seine eigenen Wege geht;
passiert es allzu oft — dass man alleine steht.
Falsche Menschen sagen, deine Einstellung wäre für sie eine Faszination.
Doch alles nur Lüge – sie wünschen dir das Gefängnis, die Hölle auf Erden,
das Schlechteste vom Schlechtesten.
Die ENDSTATION!
So hoffe und warte ich auf diesen einen Tag. Hier Drinnen – Allein.
Die Dunkelheit
Dunkelheit steigt aus meinem Inneren empor.
Wieder geht die Farbe, das Licht aus meinem Leben, meinen Herzen, verloren.
Die Gefühle verschwinden.
Es ist so dunkel, so schwarz. Mir scheint, ich lebe den Suizid.
Da ist keine Liebe mehr in meinen Herzen.
Es herrscht Bitterkeit und die ohnmächtige Suche nach Liebe und Geborgenheit.
Verzehre mich nach Zweisamkeit.
Wieder wurde mein Vertrauen missbraucht.
Krieg — da ist Krieg in meinem Herzen.
Der Schrei gilt der, die einst mein Herz wieder erschuf.
Sie heißt LIEBE!
Doch nichts passiert.
Nebel zieht immer mehr am Horizont auf – alles ist so trübe und entfernt sich.
Niemand kann mir helfen, um mich zu retten – aus dieser Dunkelheit.
Ihr sagt, ich dürfte nicht lieben in dieser Zeit.
Am Ende dieses Krieges werde ich ein Engel sein — Stolz auf den Sieg – welcher für ewig mein.
So heißt der Sieg dann:
Liebe, Familie, Freiheit, Geborgenheit, Nähe, Zuhause, Umarmung.
Doch nichts von dem werde ich hier erfahren.
Ich bleibe an meinem dunklen Ort.
Innerlich rufe ich: „Nein, ich will weg von diesem eisigen Ort!“
Sie steigt empor, die Dunkelheit, sie übernimmt mein ICH und zieht mich in ihren Bann.
Sie ergreift mich, hält mich, sagt mir: „Du bist auf ewig mein!“, und so wird die Dunkelheit mein Zuhause sein!
Ich darf nur in der Nacht noch fliegen.
Doch als ich an jenem Tag — mich selbst mit mir auf den Schlachtfeld traf, wurden Friedensverhandlungen geführt.
Meine Dämonen in Form von Soldaten, welche ich mir selbst im Inneren schuf — habe ich selbst verbannt.
Ich LEBE … am Tag im Licht — und die Dunkelheit kann mir nichts mehr anhaben.
Zeitmaschine
Sitze hier an diesem Ort, mit einer Zigarette im Mund und ziehe Resümee.
Denke so oft an meine Kindheit, an die Zeit in meinem Baumhaus.
Ich frage mich, wenn der Wecker klingelt und wo ich aufwache –
da die Erinnerungen mich in einem filmhaften Bann ziehen.
Ich kenne in diesem Moment nur eine Frage: „Wo ist meine Zeitmaschine?“
Ich steige ein und schon geht sie los — die Reise in die Vergangenheit.
Denn ich möchte dorthin und alles anders machen.
Nun kommt sie wieder, die Erinnerung.
Es ist ein Flashback.
Er zeigt, was wirklich in meinem Herzen steckt.
Diese Erkenntnis erschreckt mich. Sie lähmt mich.
Ich merke, dass ich in den letzten Jahren kalt geworden bin.
Dort, im Brustkorb — wo sonst mein Herz brannte.
Es ist dort alles so dunkel und kalt!
Wo ist meine Zeitmaschine?
Ich steige ein und schon geht sie los — die Reise in die Vergangenheit.
Denn ich möchte dorthin und alles anders machen. Einst riefen sie: „Oh Gott, er ist weg!“. Dann habt ihr mich, mit euren Lügen, verurteilt.
Und heute fragt ihr, wie es mir geht?
Damals hatte ich den Traum von der Fernbedienung von meinem Leben.
Die ersten Sequenzen, welche ich löschen würde, wären die Momente — wo die Falschen in mein Leben traten. Wo ist meine Zeitmaschine?
Ich steige ein und schon geht sie los – die Reise in die Vergangenheit.
Denn ich möchte dorthin und alles anders machen.
Wer bin ich? Was bin ich? … Gefallener Engel, blindwütiger Teufel?
Ich sehe noch immer das Blut an meinen Händen.
Ich versuche es abzuwaschen, doch in meinen Gedanken und Bewusstsein wird es immer bleiben.
Denn, es ist die Schuld!
Wo ist meine Zeitmaschine?
Ich steige ein und schon geht sie los — die Reise in die Vergangenheit.
Denn ich möchte dorthin und alles anders machen.
Es steckt in mir. Das Gute wie das Böse.
Seit dieser Erkenntnis spüre ich sie wieder, die Lebendigkeit meines Herzens.
Die Lust auf Leben. Die Sehnsucht nach der Freiheit.
Die Zeitmaschine nützt nichts.
Du kannst den Kreislauf nur entfliehen, wenn du dich selbst kennst und ehrlich zu Dir bleibst.
Egal, ob am Tag oder der Nacht, mit der Zigarette zwischen den Lippen.
Rasierklingen
Dieser Text ist SARI gewidmet. Eine junge Frau, welche sich im Jahr 2005, wenige Monate nach meiner Inhaftierung das Leben nahm. „Ruhe in Frieden, kleiner Engel. Ich habe und werde dich nie vergessen.“ Da ich ihr Innerstes kannte — verwende ich in diesem Text vieles davon, gemischt mit etwas Auto-Biographischen.
Da liegt sie und schaut mich an; ich traue mich, nehme sie in meine Hand.
Drehe meinen Arm und schaue meine Ader an; ich weiß — wie es geht.
Ich schneide 20 Zentimeter an ihr entlang.
Tagein, Tagaus — und die Sehnsucht in mir.
Die Einzige, die mir bleibt.
Meine Rasierklinge, die verlässt mich nicht.
Such nach einem Gespräch, nach einem netten Wort.
Vergebens.
Ich sterbe an diesem Ort.
Will, dass sie näher kommt!
Will, dass sie mir ins Fleisch schneidet!
Will, dass Blut tropft.
Spüre, wie warm es fließt, wie warm es schmeckt.
Es tut so gut.
Allein durch diesen Gedanken spüre ich meine Freiheit.
Ich bin das Kind mit dem Mund voller Blut.
Einst waren sie an meiner Seite: Engel, die mir halfen.
Worte, Lügen, Verdächtigungen führten dazu, dass sie auf Distanz gingen.
Sie hören nicht mehr, wenn ich um Nähe rufe.
Keine Besuche mehr, keine Gespräche.
Bin nur das Alibi noch, die Führer zu täuschen.
Kein nettes, kein bergendes Wort.
Er schmerzt, dieser Ort.
Da liegt sie schon wieder und schaut mich an.
Vertraut ist sie mir und schafft mir Sicherheit.
Ich nehme sie in meine Hand, setze sie an.
Glaubt ihr wirklich, ich bin das dumme Kind?
Denkt ihr, ich weiß nicht, was hier läuft?
Meint ihr, ich höre die Gerüchte nicht?
Ich achte auf die Stimmen im Wind.
Ich weiß, dass ihr mich längst verraten habt.
Ich bin bereit.
Sie ist da.
Die schöne Zeit beginnt mit dem Schnitt.
Nichts bleibt von mir, bis auf die Häftlingsnummer.
Meine Liebsten befreie ich von Sorge und Kummer. Sie nehme ich zur Freundin.
Sie, glatt wie sie ist und gefühllos, wie ich ihr gegenüber bin.
Sie wird mich befreien von Schmerz und von Sehnsucht.
Nach den Jahren der Einsamkeit fühle ich mein Herz und sehe ein Licht, das mich tröstet.
Mein Tod wird meine Erlösung.
Es war eure Falschheit, die sie rief: Meine schwarze Seele.
Und nun? 18 Jahre später … Ich habe mit ihr diese giftige Beziehung beendet.
Wir gehen nun getrennte Wege … und Ich fing wieder an zu LEBEN.