KLEINES SANDKORN

🔴 Von Andy R. Foto von lauragrafie.

Ein kleines Sandkorn, so fröhlich und glücklich über sein Sandleben, dass Staub vor Freude aus seinen Augen fließt. Erst ging es von zu Hause fort und wollte etwas werden. Er wurde bekannt. Er gehörte zu den fünftausend bekanntesten Sandkörnern auf der Welt. Doch, das war einmal! Über zehn Jahre lang, war es eines jener fünftausend Sandkörner, welcher der Sandmann jeden Abend in die Kinderaugen streute – damit die Kinder schlafen konnten. Damit sie keine Angst haben müssen, oder gar Albträume bekommen. Doch, das war einmal! Obwohl sein Arbeitgeber, die Sandkorn-Sandmann GmbH gut verdiente, kam es zum Stellenabbau in der Firma. Auch das kleine Sandkorn traf es und mit seinen letzten Sandtalern des Monats bezahlte er den Rückflug in die Heimat. Und da war er wieder an jedem Ort, von dem er einst raus in die weite Welt floh – der Sahara. Das einzig Positive an seiner Rückkehr war, dass er wieder bei Mama und Papa Sand war. Er sie wieder bei sich hatte! Und nun? Kaum eine Woche war er wieder zu Hause. Die Gedanken von der großen weiten Welt und dem Ruhm, der auf ihn wartet, kamen in ihm hervor. Aus diesen Gedanken entstand der Plan. Er begann bei der Sandbau AG zu arbeiten. Er arbeitete hart und sparte Sandtaler für Sandtaler. Als er genug zusammen hatte, verabschiedete er sich erneut von Mama und Papa Sand. Wieder ging er fort!

Es ging zu einem Freund aus jungen Sandjahren. Der verhalt ihm zu einem Kontakt und dann ging es auch ganz schnell. Mit dem Sandsturm Express flog er über den Atlantischen Ozean, bis zur Ostküste Amerikas. Dann reiste er von dort, bis nach New York. Das war sein Wunschziel und nun war er dort. Sein Plan? Er wollte zum Broadway und das berühmteste Sandkorn der Welt werden. Und es wollte später auch in die „Hall of Sand“ aufgenommen werden. Es war gerade mal zwei Tage in New York. Zwei Tage – in denen es so viel Enttäuschungen und Niederschläge erfahren musste, wie in seinem ganzen Sandleben nie zuvor. Auch half es nicht, dass es über zehn Jahre lang bei der Sandkorn-Sandmann GmbH gearbeitet hatte. Auch die Erfahrungen im Business interessierte niemanden! Niemand war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass er es war. „Er war doch berühmt!“ ER, auf den sie alle gewartet haben. Doch niemand im Geschäft wartete auf ihn. Dadurch erkannte er, dass er doch nicht der war, für den er sich hielt. Dass er zu sehr nach den Sternen und Orten griff, wo er gar nicht hingehörte. Diese Lebenslüge der letzten Sandjahre macht das Sandkorn sehr traurig. Es verzweifelte, verfloss in Selbstmitleid und rutschte auf die schiefe Bahn. Dies ging so weit, als er dort ankam, wo er nie hinwollte – in der Gosse. Dort im Dreck angekommen, stand niemand ihm zur Seite! Niemand half ihm. Stattdessen traten tausende von Menschen, Tag für Tag auf ihn ein. Es kam der Zeitpunkt – wo er sich fragte: „Was soll ich noch auf dieser Welt?“ Doch statt sein Leben aufzugeben, passierte etwas, was niemand definieren kann. Irgendetwas gab ihm einen Schub – eine Kraft, um den Kopf hoch zu heben und die Verantwortung über sein Leben zu übernehmen. Doch, der Kopf ging nicht zu hoch, um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Nie wieder wollte er nach den Sternen der Berühmtheit greifen! Die Gedanken an die obere High Society waren ihm auf einmal völlig fremd, da es nicht seine Etage war. Er wollte nur noch ein einfaches Leben mit einer normalen Arbeit und einer Sandfrau haben. Gemeinsam, in ihrem Sandhaus, um dort das restliche Leben miteinander zu verbringen.

Das Streben nach Berühmtheit, nach Geld, nach Ruhm, Macht und Ansehen entsandte sich aus seinem Sandkörper. Das Böse war weg! Doch auch wenn er sich nun auf dem richtigen Pfad befand, so musste er realisieren, dass er kein Geld hatte. Er war in Amerika – ganz alleine! Und niemand half ihm – aus dieser Situation. Doch er wagte sich, zu diesem ersten Schritt. Er stelle sich an den Straßenrand, hob seinen kleinen Sanddaumen und hoffte, dass ihn jemand mitnimmt. Doch drei Tage lang hielt niemand an, niemand nahm ihn mit oder auch nur wahr. Doch sein Glaube, an eine bessere und einfachere Zukunft – gab ihm die Kraft! Er gab auch weiterhin nicht auf und hielt weiter den Daumen nach oben! Und dann? Einen Tag später ging die Reise los. Er trampte an verschiedene Schuhen, Fahrrad- und Autoreifen. Dies ging so lange, bis er am Flughafen angekommen war. Und schon kurze Zeit später, aufgrund von sehr viel Glück, im Frachtraum eines Flugzeuges in Richtung Afrika sich befand. In Kapstadt angekommen, ging es wieder mit dem Trampen los. An verschiedenen Schuhen und unzähligen Fahrrad- und Autoreifen. Bis er wieder zu Hause ankam – zu Hause war für ihn die Sahara.

Als Mama und Papa Sand ihn sahen, erkannten sie, dass es ihrem Sandkorn nicht gut ging. Sie fragten ihn, was los sei, denn die Sorge war groß! Er redete über alles, erzählte ihnen alles! Aber vor allem zeigte er, was wirklich für ihn nun zählte in seinem Leben. Zum Schluss des Gespräches schaute Papa Sand die Mama an und sagte: „Er ist reif und erwachsen geworden. Wir können ihn nun wirklich gehen lassen.“ Und dann? Das kleine Sandkorn lebt seit jenem Tag ganz normal. Man glaubt es kaum – er ist Bäcker geworden, seine Sandkuchen sind eine Delikatesse und in der ganzen Sahara bekannt. Er lebt mit seiner Frau in einem Haus. Nach dem Feierabend sieht es gern seinen Kindern im Sandkasten beim spielen zu. Ja, er ist Vater geworden! Seine Frau schenkte ihm zwei Kinder! Das ist das Leben, was ihn nun glücklich macht. Er hat keine Millionen auf dem Konto. Doch, er ist aufgrund des Lebens – was er führen darf – zu einem der reichsten Sandkörner geworden.

Und wenn die Winde der Sahara nicht so stark und heftig wehen, so lebt er heute auch noch ganz beschaulich und glücklich in seinem Haus.


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